Wie dem Kultursektor geholfen werden soll
Die Kultur, ganz gleich ob Musik, Film, Literatur oder Malerei, ist ein wichtiges und erhaltenswertes Gut. Doch dem Kulturbetrieb in Deutschland geht es nicht gut. Vom Konzerthaus über das Kino bis hin zum Theater – seit einigen Jahren kriselt es bei Deutschlands Kulturschaffenden. Aktuelle Krisen und Ereignisse stellen die Gesellschaft und damit auch den Kulturbetrieb auf die Probe. Für viele Kino- oder Konzertbetreiber geht es dabei schon um die Existenz. Nun ist auch die Politik gefragt und die ersten Aktionen wurden schon in die Wege geleitet. Wir schauen, wie der Kunstszene geholfen werden kann und was der Staat bisher getan hat.
Das Kino erholt sich nur langsam von der Krise
Seit dem Aufkommen von Netflix, Amazon Prime und Co. kämpft das Kino mit einem vermehrten Zuschauerschwund. Auch wenn sich die Zahl der Kinobesucher im Vergleich zu 2020 und 2021 etwas erholt hat, wurden in den ersten Monaten von 2022 wesentlich weniger Kinokarten verkauft, also noch vor dem großen Zuschauerschwund. Vor allem die kleinen und unabhängigen Kinobetreiber haben es derzeit schwer. Neben dem warmen Sommer, welcher traditionell schlecht für das Kino ist, gibt es mit der derzeit grassierenden Inflation einen weiteren herben Dämpfer für die Kulturbetriebe. Bei rasant gestiegenen Energie- und Lebensmittelkosten bleibt für freizeitliche Aktivitäten wie Kino, Theater oder Konzert nur noch wenig übrig. Vereinzelt haben einzelne Kinos schon mit eigenen Rabatt- oder Treueaktionen geworben. Auch wenn Bonus-Aktionen in erster Linie in der Entertainment-Branche aus dem Online Casino bekannt sind, ist es gut möglich, dass verschiedene Anreize wie Willkommensboni oder Treuepunkte bald auch im Kultursektor häufiger zu finden sind. So erlebt die Kino-Dauerkarte ebenso eine kleine Renaissance wie die Bonuskarte, bei der es nach einer bestimmten Anzahl an Kinobesuchen eine Freikarte gibt.
Kinofest soll Menschen vor die Leinwand locken
Um den aktuellen Entwicklungen weitere Mittel entgegenzusetzen, wurde deshalb vom Hauptverband Deutscher Filmtheater, HDF-Kino, das Kinofestival ins Leben gerufen. Im Rahmen der ersten Auflage des Events haben sich zahlreiche Kinos und Lichtspielhäuser in Deutschland an der Aktion beteiligt und am 10. und 11. September alle Kinotickets für 5 € angeboten. Der HDF versprach sich von der Aktion eine überzeugende Werbung für die Branche. Und tatsächlich fällt das Fazit nach dem ersten Kinofestival positiv aus: „Unser Ziel war es, mit einem niedrigschwelligen Angebot das Kino zu feiern und den Besucher*innen die Magie der großen Leinwand zurückzubringen. Dies ist uns in jeder Hinsicht gelungen. Wir bedanken uns sehr herzlich bei allen beteiligten Kinos und Partnern*innen für ihre tolle Arbeit und beim Publikum für die großartige Resonanz.“, so der Veranstalter in einem offiziellen Statement. 685 Kinos mit über 3000 Leinwänden haben an der Aktion teilgenommen und konnten rund 1,1 Millionen Zuschauer an dem Wochenende begrüßen. Mit solchen Besucherzahlen durften sich die Kinobetreiber damit über eines der am besten besuchten Wochenenden der letzten Jahre freuen. Nun kann man nur hoffen, dass der Effekt langfristig anhält.
Hamburg setzt auf das Kunstmeile-Ticket
Hamburg gilt als das Tor zur Welt und ist damit auch eine Stadt von hoher kultureller Bedeutung. Neben Landungsbrücken, Reeperbahn und historischem Hafen beherbergt die Hansestadt einige renommierte Museen mit einmaligen Exponaten. Vor allem die Kunstmeile Hamburg mit den fünf Museen Kunsthalle, Bucerius Forum, den Deichtorhallen, dem Kunstverein sowie dem Museum für Kunst und Gewerbe gilt als kulturelles Herz Hamburgs. Seit 2021 können die verschiedenen Häuser der Kunstmeile mit einem einzigen Ticket besucht werden. Das Kunstmeile Hamburg Ticket wurde im Februar vergangenen Jahres vorgestellt. Unter dem Motto „Viel Kunst für wenig Geld“ gibt es den 3-Tages-Pass für 25 € sowie den Jahres-Pass für 36 €. Von den Besuchern wird das Angebot auf jeden Fall gut angenommen.
9-Euro-Ticket als voller Erfolg
Nicht nur die Kulturvereine und Verbände haben Aktionen entwickelt, um trotz hoher Inflation relevant zu bleiben. Auch die Bundesregierung versucht, mit verschiedenen Maßnahmen das Leben der Menschen zu erleichtern. Als Reaktion auf die sprunghaft gestiegenen Öl- und Benzinpreise wurde zu Beginn des Sommers ein Entlastungspaket mit verkehrspolitischen Maßnahmen beschlossen. Neben einem Tankrabatt auf Kraftstoffe enthielt dies unter anderem das sogenannte 9-Euro-Ticket für den Zeitraum Juni bis August. Für nur neun Euro im Monat konnte man den öffentlichen Personenverkehr deutschlandweit nutzen. Das 9-Euro-Ticket avancierte zu einem vollen Erfolg und überraschte selbst optimistische Prognosen. Mit über 52 Millionen verkauften Tickets zeigt das Projekt, dass die Leute bereit sind, den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen. Diese Erkenntnis dürfte vor allem für die anstehende Mobilitätswende von Bedeutung sein. Der Vergleich zu den Fahrgastzahlen in den Monaten ohne 9-Euro-Ticket zeigt allerdings auch, dass der Nahverkehr erschwinglich sein muss. Auch wenn eine langfristige Fortsetzung zu einem Preis von 9 € unrealistisch erscheint, sind sich Politik und Verkehrsbetriebe einig, dass allgemein gültiges Ticket zur Entflechtung des Tarifdschungels in Deutschland notwendig ist, um die öffentlichen Verkehrsmittel attraktiver zu machen.
Weitere Maßnahmen sollen Bürger durch schwierige Zeiten bringen
Damit die Leute auch in diesen schwierigen Zeiten hin und wieder etwas Zerstreuung im Kino oder Theater finden können, will die Bundesregierung mit weiteren Entlastungspaketen für finanzielle Sicherheit sorgen. Diese Entlastungspakete betreffen vor allem den Energiesektor, welcher in den vergangenen Wochen in eine handfeste Krise geraten ist. Denn nicht nur der Gaspreis steigt weiter in die Höhe, sondern auch die Strompreise. So ist es gut möglich, dass diese nach europäischem Vorbild, bald auch in Deutschland gedeckelt werden. Auch eine Fortführung des 9-Euro-Tickets, wenn auch zu anderen Konditionen, scheint beschlossene Sache. Während die Regierung also im Bereich Energie und Mobilität für Entlastung sorgt, wollen die Kulturbetriebe mit eigenen Projekten weiter auf sich aufmerksam machen. Dazu zählt beispielsweise auch die „Nacht der Museen“, die regelmäßig in zahlreichen Städten stattfindet. Auch hier können sich Interessierte ein Ticket für mehrere Museen kaufen und diese auch nachts noch besuchen. Verbunden wird das ganze mit DJ-Sets, Gigs und weiteren Veranstaltungen.
Auch, oder gerade wenn Deutschland vor schwierigen Zeiten steht, ist es um so wichtiger, dass die Kultur ihren Auftrag in der Gesellschaft weiterhin ausfüllen kann – von der Schlagerparty bis zum Klassik-Konzert. Insofern sind Aktionen und Programme, die dem Kultursektor helfen, auch in finanziell schwierigen Zeiten extrem wichtig. Kinofestival, Nacht der Museen und Co. machen es vor!